Die Frau, welche neben mir im Schutzraum stand, lächelte mich an und fragte: »Sind sie zum ersten Mal in Israel?«. Sie musste wohl gesehen haben, dass ich mit der Situation ein wenig überfordert war. Auf mein Bejahen hin deutete sie um sich und meinte: »Willkommen in Israel«. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich meinen ersten Alarm bereits am Flughafen in Tel Aviv erleben würde.
Das Adrenalin ließ mein Herz klopfen und ich war schockiert und traurig, wie normal die Situation für alle anderen war. Durch die Unterhaltung mit dieser netten Frau verging die Zeit schnell und schon durften wir wieder aus dem Schutzraum. Ich holte meine Koffer ab und machte mich auf den Weg Richtung Shavei Zion. Unterwegs dankte ich Gott für die Frau, welche Deutsch konnte und mich bei meinem ersten Alarm begleitet hatte. Was in diesem Jahr wohl noch alles auf mich zukommt?
Nun darf ich schon seit einem Monat hier sein und fühle mich richtig zu Hause. Gerne möchte ich hier von meinen ersten Wochen erzählen. An meinem ersten Arbeitstag fuhren wir Volontärinnen nach Maalot. Wenn alles normal läuft, sind wir einmal in der Woche dort, um beim Putzen zu helfen. Es ist zum einen traurig zu sehen, wie die Heimbewohner im Bunker leben, aber gleichzeitig ist es so ein Geschenk und ermutigend, wie alles funktioniert und die Arbeit so gesegnet ist.
Das Gleiche darf ich hier in Shavei Zion erleben. Bei uns im Haus herrscht ein reges Ein und Aus. Seit einigen Wochen ist die Arztpraxis bei uns eingezogen und wegen der vorhandenen Schutzräume trifft sich unter anderem eine Seniorengruppe bei uns. Mit den drei Schulklassen, welche sich im Bunker, in einem Schutzraum und im Speisesaal eingerichtet haben, sind nun alle Generationen bei uns vertreten. Zu sehen, wie es bei uns lebt und gerade auch die Kinder so fröhlich sind, macht mich glücklich. Ein schöner Moment war auch die berührende Überraschung, als wir zum Frühstück kamen und die Kinder der vierten Klasse uns Zeichnungen auf den Tisch gelegt hatten.
In meiner Freizeit durfte ich auch schon vieles erleben und Israel ein bisschen besser kennenlernen. Der erste Ausflug ging nach Nahariya und auch der blieb nicht ohne Alarm. Zum ersten Mal draußen einen Alarm zu erleben, ist doch etwas außergewöhnlich und ich war froh, dass noch jemand dabei war, der schon mehr Ahnung hatte. Mittlerweile habe ich schon viele eigene Erfahrungen gesammelt, was Alarme angeht. In der Nacht, beim Spazieren und auch schon beim Duschen hat es mich erwischt.
Sehr oft werden wir aber auch bewahrt. Es ist echt ein Wunder, wie häufig es vorkommt, dass die Ortschaften rund um uns Alarm haben und es bei uns aber ruhig bleibt. Auch bei unserem Tagesausflug nach Jerusalem wurden wir verschont. Diese Stadt ist echt etwas Spezielles und sehr faszinierend. Gleich eine Woche später fuhren wir nochmals dahin und ich freue mich schon jetzt, wenn wir wieder gehen.
Wenn ich an die vergangenen Wochen denke, gäbe es viel zu erzählen. Was für mich aber am meisten heraussticht, ist, wie gut alles von Gott geführt wurde und wird. Ich darf Gottes Gegenwart hier speziell spüren und immer wieder erleben. Im Wissen, dass ich nicht allein gehe, darf ich ruhig auf die kommenden Monate schauen und sie in Gottes Hände legen. Es ist für mich ein großes Privileg, hier zu sein und ich freue mich sehr auf dieses Jahr in Israel.
Eliane Graf (unteres Foto rechts), seit dem 7. Oktober 2024 Mitarbeiterin in Shavei Zion