Durchhalten – wenn es lange dauert
Aushalten – wenn wir im Miteinander an Grenzen kommen
Festhalten – am Wort Gottes und seinen Zusagen
Wie das im Alltag aussieht? Hier Stimmen unserer Mitarbeiterinnen, am Tag 24 nach dem Hamas-Angriff:
Michelle Kaufmann (Ehemalige, die für einen weiteren Einsatz wieder nach Maalot kam):
Ich war gerade im Urlaub auf einer Nordseeinsel, als ich morgens die Nachricht bekam, dass es einen Raketenbeschuss aus Gaza gab. Da das keine allzu ungewöhnliche Nachricht war, hat es mich zuerst gar nicht so sehr überrascht. Erst gegen Abend, als immer mehr Details ans Licht kamen und die ganze Situation offenbar wurde, wurde mir das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Für mich war klar, dass Zedakah in Israel der Platz ist, an den Gott mich gestellt hatte – warum also war ich jetzt in Deutschland und nicht dort? War es eine falsche Entscheidung gewesen, noch zwei Wochen Familienurlaub zu machen und nicht schon Ende September zu fliegen?
Die darauffolgenden Tage waren emotional sehr anstrengend. Ständig verfolgte ich die Nachrichten und kontaktierte die Menschen vor Ort. Ist der Flug möglich? Wie sicher ist die Strecke vom Flughafen nach Maalot? Ist es überhaupt sinnvoll zu fliegen? All diese Fragen und die Ungewissheit waren belastend, sodass ich erst bei der Landung in Tel Aviv wieder etwas aufgeatmet habe.
Meine Familie stand immer hinter meiner Entscheidung, wieder nach Israel zu gehen, auch in dem Wissen, dass es dort aktuell sehr angespannt ist. Für sie war klar: Wenn Gott mich dort gebrauchen will, dann kann mich eh nichts in Deutschland halten. Aus meinem Freundeskreis gab es teilweise auch andere Reaktionen – warum ich den jetzt unbedingt fliegen müsse, wenn es so unsicher sei?
Am Montag nach dem Massaker rief mich meine Berufsschullehrerin an und meinte, da ich ja jetzt nicht fliegen könne, sollte ich doch erstmal bei ihnen im Pflegeheim anfangen … Auch mein ehemaliger Ausbildungschef witterte seine Chance und machte mir schnell ein Jobangebot – das stand allerdings beides für mich nie zur Debatte.
Der Start in Maalot war sehr gut – klar es war eine Umgewöhnung, plötzlich im Bunker zu arbeiten, aber da kam ich erstaunlich schnell rein. Ich war sehr dankbar, dass ich die Abläufe und die Leute schon kannte und mich so nur auf die anderen äußeren Umstände einstellen musste. Von Deutschland aus hatte ich mir vieles anders vorgestellt.
Auf der einen Seite lebe ich hier nun den Pflegealltag im Bunker und höre ständig die Detonationen der Kämpfe im Norden, auf der anderen Seite ist es nach wie vor möglich, Ausflüge zu machen und die Zeit, die wir draußen sein können, zu genießen. Ein komisches Gefühl …
Eigentlich hatte ich auf zwei normale Jahre bei Zedakah gehofft, nachdem ich von 2019 bis 2021 einen großen Teil meines ersten Einsatzes unter Coronabedingungen verbracht hatte, aber bereits damals hatte ich seit meiner Probezeit einen Bibelvers, der mich bis heute begleitet und durchträgt: »Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit; auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, ohne dass der Mensch das Werk, welches Gott gewirkt hat, von Anfang bis zu Ende zu erfassen vermag.« (Prediger 3:11)
Auch wenn ich Gottes Handeln nicht immer verstehe, weiß ich, dass es gut ist. Und gleichzeitig werde ich immer wieder daran erinnert, dass diese Welt nicht alles ist, sondern ich eines Tages die Ewigkeit bei Gott verbringen darf.
Alexander und Swetlana Machleit (im Rahmen eines Kurzeinsatzes in Shavei Zion)
Wir sind Gott sehr dankbar dafür, dass Er uns die Liebe zu Israel und seinem Volk geschenkt hat. Seitdem wir unsere Tochter 2012 in Maalot besucht haben, fühlen wir uns mit dem Werk Zedakah sehr eng verbunden. Dank des Freundesbriefes lernten wir die Arbeit immer besser kennen und konnten das Werk mit Spenden und Gebeten unterstützen. Außerdem wuchs in uns das Verlangen, Zedakah auch praktisch zu helfen. Als Alex im Mai diesen Jahres in den Ruhestand kam, stand unserem Traum nichts mehr im Wege …
Die Zeit hier in Shavei Zion ist gut gefüllt mit Arbeit, Freizeitaktivitäten und Gemeinschaft. Wir erleben jeden Tag sehr intensiv, besonders seit den Ereignissen am 7. Oktober.
Wir spüren die Verbundenheit mit Israel auf ganz besondere Weise, wir beten intensiver und spüren fast übernatürlich die Gebete anderer. Das erste, was wir sehen, wenn wir aufwachen, ist der Vers auf dem Bild in unserem Zimmer: »Siehe, nicht schlummert, noch schläft der Hüter Israels« aus dem Psalm 121. Was kann mehr beruhigen und ermutigen als diese Zusage?
Noemi Sautter (neue Volontärin in der Maaloter Küche)
Mir persönlich geht es sehr gut in der Situation. Es ist komisch, dass der Ausnahmezustand das Normale ist. Ich war noch nicht mal eine Woche da, als es angefangen hat. Was mir sehr hilft, ist die Gemeinschaft mit den anderen Mitarbeitern, die das Gleiche erleben wie ich.
Ich habe das Gefühl, ich bin gut reingekommen und auch eine Hilfe. Es ist gut, eine Aufgabe zu haben. Auch wenn alles sehr eng ist, ist es doch schön, mit den Heimbewohnern und Stationsmitarbeitern engeren Kontakt zu haben und von deren Alltag etwas mitzubekommen. Manchmal habe ich etwas Angst, dass das Konfliktpotenzial steigt, wenn wir uns so auf den Füßen stehen, aber noch geht es sehr gut.
Hanna Bergen (Volontärin, die ihr Jahr in Maalot bald beendet)
Meine Anliegen:
- dass Gott uns Frieden und Geduld, aber auch Barmherzigkeit füreinander schenkt.
- dass wir vor Streit bewahrt werden
- dass wir Freiräume sinnvoll nutzen und uns an Jesus festhalten
Alina Hibbeln (Langzeitmitarbeiterin aus Maalot)
Ein Gedanke, der mich seit Anfang des Krieges begleitet, ist eine Auslegung zu Psalm 139,5: »Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.« – Ein Prediger veranschaulichte diesen Vers mithilfe einer Menora. Symbolisch stehe die mittlere Kerze des siebenarmigen Leuchters für mich persönlich, die sechs anderen für »alle« Seiten – vorne, hinten, rechts, links, oben und unten. von ALLEN Seiten umgibt mich der HERR. Besseren Schutz kann ich gar nicht haben. Was für ein Privileg als Kind Gottes! Dazu ist mir ein Zitat von Peter Hahne eingefallen: »Wenn Gott verspricht, hat er sich noch nie versprochen!« – Das gibt uns auch Kraft und Ruhe in Bezug auf unsere einjährige Tochter, für die wir in besonderer Weise Verantwortung tragen. Natürlich haben wir uns als Eltern die Frage gestellt, was wir tun sollen. Welche Entscheidung ist richtig?
Wir bekommen immer wieder Zusagen von Gott, dass er uns nicht alleine lässt. Auch wenn uns Angst und Unsicherheit überfällt, wissen wir: ER, der HERR, ist da!
Ich bin Gott so dankbar, dass ich hier vor Ort eine Aufgabe habe, die ich sehr gut als Mami von »zu Hause aus« machen kann. Auch unsere Tochter macht wirklich sehr gut mit und verbreitet mit ihrer Fröhlichkeit gute Laune!
Wie die Eltern unserer Volontäre mit dieser herausfordernden Situation umgehen, berichten sie in Teil 2 (wird demnächst veröffentlicht).