Tag 9, Psalm 9 – »Auf dich vertrauen, die deinen Namen kennen; denn du hast nicht verlassen, die dich suchen, HERR…Denn der dem vergossenen Blut nachforscht, hat ihrer gedacht; er hat das Schreien der Elenden nicht vergessen.« (Verse 11 und 13)
»Habt ihr eine Bibel? Ich möchte Psalmen lesen.« – Dieser Bitte unserer Nachbarn kommen wir nur allzu gerne nach! Die Psalmen – das älteste jüdische Gebetsbuch – sind Schätze, die unseren tiefsten Gedanken und Gefühlen Ausdruck geben und dann unseren Blick aus der Not zu dem lenken, der auf dem Thron sitzt und ALLES im Griff hat.
Schutz in unserer Bedrängnis – Hilfe in unsere Hilflosigkeit – Allmacht in unserer Ohnmacht.
Und Ohnmacht ist das vorherrschende Gefühl dieser Tage. Während ich dies schreibe, bekomme ich die Nachricht, dass Siv, die Enkelin unseres Gitarrenspielers aus der Nachbarschaft, in wenigen Stunden beerdigt wird. Auch sie wurde bei Gaza ermordet aufgefunden und ist jetzt identifiziert worden … Bitte schließt ihre Familie in eure Gebet mit ein (Ps 9,13)!
Ohnmacht empfinden wir auch bei der Verabschiedung unserer »Gäste«. Nachdem die Trauerwoche für die Familie des gefallenen Offiziers aus der Nachbarschaft heute zu Ende ist, fahren sie wieder nach Hause. Für einen Teil von ihnen bedeutet das die Rückkehr in den Süden des Landes und damit in unmittelbares Kriegsgebiet. Wir beten, dass SEIN Schutz sie umgibt.
Für unsere Mitarbeiterinnen bedeutet die Abreise der Gäste die Reinigung der Zimmer und öffentlichen Räume sowie das Vorbereiten der Zimmer für die nächsten Anfragen, die uns aus der Nachbarschaft bereits erreicht haben. Wir sind sehr dankbar, dass alle Mitarbeiter so gut mitziehen und in großer Geduld, Flexibilität und Freude bereit sind, alle Aufgaben, die oft spontan erteilt werden, zu übernehmen.
Auch an der Nord-Grenze zum Libanon häufen sich die »Zwischenfälle«. Wir sind dankbar, dass wir uns nur zeitweise im Schutzraum, bzw. in den Häusern aufhalten müssen, so dass auch der Aufenthalt im Garten und Spaziergänge im Ort möglich sind. Absolut verboten ist nach wie vor der Aufenthalt am Strand.
Trotz der relativen äußeren Ruhe und trotz unserer für diese Situation optimalen äußeren Bedingungen, lassen sich die Ungewissheit dieser Tage, die Nachrichten und Bilder nicht einfach so abschütteln. Nicht allen fällt es leicht, ein- und durchzuschlafen. Auch das ist ein konkretes Gebetsanliegen.
Danke für alle Gebete für uns Mitarbeiter in Shavei Zion und Maalot, für unsere Gäste und Heimbewohner. Unser Herr trägt durch. Darauf vertrauen wir und sind dankbar, wenn wir diese Zuversicht auch den uns Anbefohlenen weitergeben dürfen (Ps.9,11).
Danke, dass auch ihr in Deutschland an der Seite Israels steht. Dazu wünschen wir euch viel Weisheit, Mut und Bewahrung.
Judith Rentschler, Shavei Zion