Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober befinden wir Mitarbeiter aus Maalot uns überwiegend auf dem Gelände in der Nähe von sicheren Bereichen und verlassen dieses nur selten. Der Alltag im Pflegeheim geht wenn auch unter anderen Umständen weiter und die Veränderungen wurden neue »Normalität«.
Oft werden wir erst wieder mit der Realität außerhalb unserer Mauern konfrontiert, wenn wir unseren Blick hinaus aus der »Zedakah-Blase« werfen. Kriegsgeräusche am Himmel oder neue Nachrichtenmeldungen sind Erinnerungen daran, dass wir uns im Krieg befinden und auch nur wenige Kilometer von uns entfernt an der Nordgrenze zum Libanon gekämpft wird.
Als einige Mitarbeiter einem Aufruf zum Blutspenden nachkamen und wir in ein zentral in Maalot gelegenes Einkaufszentrum fuhren, wirkte alles wie vor dem Krieg: Autos auf den Straßen, kein Militär in Sichtweite und gefüllte Parkplätze, das waren die ersten Eindrücke in der Stadt. Nachdem die erste Gruppe mit Blutspenden fertig war und sich bei einem Bäcker anstellte, ertönten plötzlich ringsum auf den Handys einiger Menschen Alarmtöne der Raketenwarn-App. Eine Zedakah-Volontärin, die sich währenddessen nur wenige Meter entfernt im Supermarkt aufhielt, ging auf Anweisung anderer mit in den Schutzraum.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein Dorf nur drei Kilometer nördlich von Maalot angegriffen wurde. Auch als sich einige Stunden später eine zweite Gruppe aufmachte, fand wieder ein Angriff aus dem Norden statt. Während wir also in der Warteschlange standen, konnten wir über uns zuerst das Surren von Raketen aus dem Libanon und danach das von Israel entgegengesetzte Artilleriefeuer hören. Schnell wurden wir in einer sonst alltäglichen Situation im Einkaufszentrum von der potenziellen Gefahr drohender Angriffe und der allgemeinen Ungewissheit über die Lage eingeholt.
Trotz dieser unerwarteten Wendung waren wir dankbar, mit der Blutspende auch über unsere Arbeit hinaus praktisch dem Volk Israel gedient haben zu können. Gleichzeitig riefen die Erlebnisse wiederum ins Bewusstsein, dass wir uns in einer neuen Lebensrealität im Schatten des Krieges befinden. Eine erneute Bestätigung, nicht leichtsinnig zu werden und die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen mitzutragen.
Von Talitha Moser