19 Juden waren sie im Versteck in der Scheune eines Bauernehepaars in Polen, nahe der russischen Grenze. Der kleine Ben Zion, 1939 geboren, kapierte schon, was es bedeutete, wenn gesagt wurde: »Keinen Ton!« Mucksmäuschenstill sein, ohne jede Regung. Es gibt viele solch grausame Geschichten und auch in diesem Versteck geschah es: Bei einer Durchsuchung fing ein kleines Kind an zu weinen und konnte sich nicht beruhigen. Das Leben aller war in Gefahr und beim Versuch der Mutter, in dieser Not dem Kind den Mund zuzuhalten, erstickte es.
Ben Zion Sela hat diese schreckliche Zeit überlebt. Am 1. Mai wird er in Maisenbach beim Israel-Freundestag zu Gast sein (Das Programm im PDF-Format zum Herunterladen). Das meiste, was er über die Kriegszeit weiß, hat er von seiner Mutter erfahren, die er immer wieder ausgefragt hat.
Schon vor Kriegsausbruch war seine Familie zu den Großeltern aufs Land gezogen. Nach dem Einmarsch der Deutschen war das Zusammenleben zunächst noch problemlos, man ließ einen deutschen Soldaten, der wie der Vater von Beruf Schneider war, auf der zweiten Nähmaschine nähen. Als Jude wurde man noch vom deutschen Arzt behandelt.
Im Juni 1941 begann dann der Russland-Feldzug und der deutsche Schneider warnte seine jüdischen Gastgeber, Benjamins Familie, sich jenseits der Grenze in Sicherheit zu bringen. Da sie aber bald wieder zurückkehrten, wurden sie dann ins Ghetto Sterdin deportiert. Seine Onkel mussten als Zwangsarbeiter das Vernichtungslager Treblinka mitbauen, ihnen wurde bald klar, dass es auch im Ghetto keine Sicherheit geben würde.
Auf der Flucht kamen sie schließlich ins erwähnte Versteck der polnischen Bauern, wo sie bis zur Befreiung unter kärglichen Umständen und mit schrecklichen Erlebnissen durchhielten.
Über Deutschland und Frankreich wanderten sie schließlich 1949 nach Israel aus.
Schicksale wie dieses sind es, die die Gründer von Zedakah dazu bewogen haben, den Holocaust-Überlebenden in Israel zu dienen: Vor genau 50 Jahren bauten sie im Norden von Israel das Gästehaus Beth El direkt am Mittelmeer. Dort können jährlich etwa 500 Gäste kostenlos für jeweils zehn Tage Urlaub machen. In der Stadt Maalot kam 1983 ein Altenpflegeheim mit 24 Plätzen dazu.
Jedes Jahr am 1. Mai findet bei der Zentrale in Maisenbach bei Bad-Liebenzell ein Israel-Freundestreffen mit ca. 1.000 Besuchern statt. Solange es noch möglich ist, möchte man hier Zeitzeugen einladen, die von ihrem Schicksal berichten.
Dieses Jahr wird Martin Meyer, 1. Vorsitzender von Zedakah, die Predigt halten. Als weiterer Redner ist der Journalist Johannes Gerloff mit dabei, der der Frage nachgeht, warum Israel für uns Christen wichtig ist. Mitarbeiter von Zedakah aus Deutschland und Israel werden von der Arbeit berichten und geistliche Impulse geben. Für Kinder gibt es ein Betreuungsangebot mit großer Lego®-Baustelle. Die Veranstaltung beginnt um 9.30 Uhr im Zelt.