Avigdor Neumann berichtet am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar um 19.30 Uhr, von seinem Schicksal. Armee-Offizier gibt Einblick in die Situation nach dem Hamas-Überfall im Oktober 2023. Tagesseminar für Lehrkräfte
Die Stadt Wynohradiw liegt in der Ukraine. Als Avigdor Neumann dort 1931 geboren wurde, hieß sie Seulus und war seit dem Ende des Ersten Weltkriegs Teil der Tschechoslowakei. 1939 von Ungarn annektiert, begann die Situation für die jüdischen Bewohner schwierig zu werden. Als schließlich im März 1944 die Deutschen einmarschierten, wurden Neumann, seine Familie und alle anderen Juden gezwungen, einen gelben »Judenstern« auf der Kleidung zu tragen. Wenig später geschah die Zwangsumsiedlung ins Ghetto, wo eine unerträgliche Enge herrschte. Im Mai wurden sie in einem Viehwaggon deportiert – Richtung Auschwitz-Birkenau. Drei Tage und drei Nächte eingepfercht mit etwa hundert Personen, ohne Licht und Toiletten.
Sofort nach der Ankunft wurden Frauen und Kinder vergast. Der zwölfjährige Avigdor stellte sich mit seinem Vater zu den Männern und erlebte fortan die Schrecken des Konzentrationslagers: Kälte, Hunger, Demütigung, Zwangsarbeit. Auf den Arm bekam er eine Nummer eintätowiert, die auch 80 Jahre später noch zu sehen ist: B14665.
Am 18. Januar 1945 war von seiner Familie nur noch er übrig. Durch den hohen Schnee ging es auf den sogenannten »Todesmarsch«. Die sowjetische Armee rückte näher und die Nationalsozialisten ließen die Häftlinge durch eiskalte Nächte marschieren. Viele erfroren oder wurden erschossen. Avigdor kam ins Lager Gunskirchen, wurde Anfang Mai von der amerikanischen Armee befreit.
Zurück in der Heimat stellte sich heraus, dass auch seine ältere Schwester irgendwie überlebt hatte, alle anderen – sechs Familienangehörige – waren umgekommen.
Im Dezember 1947 kam er nach Israel, gründete eine Familie. Er hat zwei Kinder, sieben Enkel und einundvierzig Urenkel. Er sagt: »Das ist meine Rache an den Nazimördern.«
Wie jedes Jahr laden wir am Holocaust-Gedenktag zu einer Gedenkveranstaltung ein. Am Samstag, 27. Januar beginnt der Abend um 19.30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr) im iP-Zentrum in Maisenbach bei Bad Liebenzell. Für seinen Zeitzeugenbericht wird Avigdor Neumann live aus seinem Wohnzimmer in Israel zugeschaltet, eine Reise ist ihm derzeit nicht möglich.
Live vor Ort ist aber ein deutschstämmiger Reserve-Offizier der israelischen Armee, der von der momentanen Situation berichten wird. 79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz wird Israel an mehreren Fronten massiv bedroht. Und am 7. Oktober 2023 haben Juden wieder einmal schreckliche Gräueltaten erlebt. Noch über 100 Geiseln sind bereits seit über drei Monaten in Gefangenschaft bei der Terrormiliz Hamas. Die israelische Armee versucht verzweifelt, die Geiseln zu befreien und die Terroristen zu bekämpfen.
»Nie wieder ist jetzt!« lautet das Motto des Abends. Uns ist es wichtig, auch heute Solidarität mit jüdischen Menschen und dem jüdischen Staat zu zeigen. Die Mitarbeiter im Altenpflegeheim im nordisraelischen Maalot betreuen die Heimbewohner seit kurz nach dem Ausbruch des Gazakriegs in den unterirdischen Schutzräumen und unter sehr erschwerten Bedingungen. Urija Bayer, Sohn unseres Mitarbeiterehepaars Nelli und Gideon Bayer, ist beim Einsatz im Gazastreifen ums Leben gekommen.
Wir laden gemeinsam mit der Stadt Bad Liebenzell zu diesem wichtigen Abend ein. Der Eintritt ist frei, einen Livestream gibt es auf unserem YouTube-Kanal. Vor der Gedenk-Veranstaltung findet im Gästehaus »Bethel« ebenfalls am 27. Januar ab 9 Uhr ein Tagesseminar für Lehrkräfte und Interessierte statt: »Zionismus, Nahostkonflikt und islamistischer Antisemitismus« – mit Prof. Dr. Matthias Morgenstern und Dr. Matthias Küntzel. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite www.schuldekan-calw.de. (Update: das Tagesseminar ist ausgebucht!)
Der folgende Flyer kann gerne als Grafik für die Sozialen Medien oder den WhatsApp-Status verwendet werden: