Dürfen wir auch zu euch kommen?

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»Wir sind jetzt auch bei euch!« – mit diesen Worten kommt mir lachend eine 5-Jährige entgegen. Zusammen mit 30 weiteren Kindern, Eltern und Erzieherinnen trägt sie Bauklötze, Gummireifen, Kuscheltiere und alles, was sonst noch zu einem Kindergarten gehört, an mir vorbei in den Speisesaal, der sich kurzerhand in einen eben solchen verwandelt.

Über zwei Monate trafen sie sich täglich in einem öffentlichen Bunker, weil ihre eigenen Räumlichkeiten (noch) keinen Schutzraum haben. Endlich haben sie alle Genehmigungen bekommen, um zu uns umziehen zu können. In einen Raum mit vielen Fenstern und direktem Zugang zum großen Garten. »Seid ihr ganz sicher, dass ihr das wollt? Das wird laut …«, hatten die Erzieherinnen im Vorfeld gewarnt und umarmten uns erleichtert, als wir »trotzdem« zusagten. Gleich am ersten Tag übten sie mit den Kindern den Weg zum Schutzraum für den Notfall …

Einmal die Woche wird der neue »Kindergarten« zum Proberaum des Chors unseres Verwaltungsbezirks und statt Kinderliedern hören (und singen) wir sowohl israelische Lieder als auch Beethovens »Ode an die Freude«.

»Der Chor von Mate Asher besteht schon seit 45 Jahren. Neben klassischen Werken haben wir auch viele israelische Stücke in unserem Repertoire. Die Chormitglieder kommen aus verschiedenen Orten Westgaliläas und treffen sich einmal wöchentlich in einem Kulturzentrum des Kibbutz Evron. Mit Kriegsbeginn Anfang Oktober mussten wir unsere Proben für einen Monat aussetzen, da es vor Ort keinen Schutzraum gibt. Auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten entdeckten wir das Beth El in Shavei Zion. Im Beth El wurde uns der Speisesaal in Bunkernähe zur Verfügung gestellt, sodass wir uns jetzt wieder wöchentlich treffen können und musikalisch weiterkommen. Darüber hinaus genießen wir bei jedem Treffen die Gastfreundschaft des Hauses, die Wärme und kulinarischen Erfrischungen. Mitarbeiterinnen von Zedakah unterstützen uns sogar auch musikalisch. Im Beth El spüren wir große Hilfsbereitschaft und wir fühlen uns hier ganz zu Hause. Wir freuen uns, wenn wir dieses wunderbare Entgegenkommen in Friedenszeiten erwidern können und würden dann auch von unserer Seite gerne die Arbeit an Holocaustüberlebenden unterstützen und sie mit Konzerten erfreuen.«

Fünf weitere Gruppen nutzen unsere Räumlichkeiten für wöchentliche Treffen, beispielsweise die Seniorengruppe aus Shavei Zion.

»Wir, die jungen und alten Rentner, konnten uns seit Anfang Oktober nicht mehr treffen. Im ganzen Ort gab es keinen Raum, der groß genug war und im Notfall ausreichend Schutz bieten würde. Wir sind dem Team des Beth-El unaussprechlich dankbar, dass sie uns das Angebot machten, uns in ihren Räumen zu treffen. Das Team öffnet die Türen für jedes Treffen mit offenen Armen und Erfrischungen. Wir fühlen uns von ganzem Herzen willkommen. Die wöchentlichen Zusammenkünfte mit bis zu 40 Personen sind für uns von großer Bedeutung, da wir dadurch unsere Routine beibehalten können, die uns Ruhe und Stabilität gibt – besonders jetzt in Zeiten des Krieges.«

»Tröstet mein Volk« – der Auftrag bleibt, auch wenn die Zielgruppe gerade eine andere ist. Besonders wertvoll sind in diesem Zusammenhang Begegnungen und Gespräche, die natürlich und ganz nebenbei entstehen. Jeder freundliche Blick, jede Umarmung, jedes Gefühl von Routine und Alltag ermutigt in diesen schweren Zeiten und lenkt den Blick zumindest für kurze Zeit weg von den Schreckensnachrichten. Das tut gut – unseren Gästen und uns.

Wer noch alles zu uns kommen wird? Unsere Herzen und Türen sollen offen sein.

Gebetsanliegen:

  • dass sich alle, die zu uns ins Haus kommen, wohl und willkommen fühlen
  • dass wir bei vollem Haus vor Alarm bewahrt bleiben
  • dass wir offene Ohren und Herzen für die Anliegen der Einzelnen haben
  • dass Skepsis und Misstrauen bei denen, die uns (noch) nicht kennen, zu Freundschaft wird