Auf einem Standbild der »Tagesthemen« ist die Abzweigung nach Shavei Zion zu sehen. Meldung: »Sprengstoff beladene Drohne, die in der Küstenstadt Naharija niederging«. Hier ein kurzes Update unserer Mitarbeiterin Judith Rentschler, die zum Zeitpunkt des Angriffs in Maalot war:
6. August, kurz nach 12 Uhr: Ich arbeite im Bunkerbüro des Beth Eliesers, als die AlarmApp mein Handy vibrieren lässt. Schon automatisch überfliege ich die genannten Ortschaften und halte inne: Drohnenwarnung in Naharija, GesherHaSiv, Nativ HaShajara, Masra – in unmittelbarer Nähe zu Shavei Zion. Und wieder Vibration: Lochamei HaGetaot, Akko – geht der Alarm mal wieder über uns hinweg?
Ich versuche, in Shavei Zion anzurufen, um nachzufragen, wie die Lage sei. In dem Moment: wieder Alarm. Dieses Mal mit akustischem Signal – Shavei Zion. Und nochmal – Shavei Zion!
Und gleich darauf die Meldung aus dem Beth El: »Uns geht es gut. Wir waren alle zusammen beim Mittagessen, haben die Rakete des Abwehrsystems gehört und sind jetzt im Schutzraum. In der Dorfgruppe erscheint die Aufforderung an alle, die nächsten 10 Minuten im sicheren Bereich zu bleiben.«
Sofort melden sich Freunde und Bekannt aus Israel (und Deutschland), die die Alarme ebenfalls bekommen haben: Alles klar bei euch? Passt auf euch auf. Wir beten.
Um 12:40 Uhr die erste Schlagzeile: schwer und mittelschwer Verletzte bei Volltreffer. Weitere Anrufe von Freunden. Die Mitarbeiter in Shavei Zion verlassen den Schutzraum wieder. In den 14 Uhr-Nachrichten wird gemeldet: ein 40-jähriger Mann ist lebensbedrohlich verletzt, eine Frau mittelschwer und 14 weitere leicht verletzt, z.T. durch Schock. Fotos zeigen den genauen Einschlagsort: auf der stark belebten Straße Nr. 4, südlich von Naharija kurz vor der Abfahrt nach Shavei Zion.
Fast täglich ist jemand von uns dort unterwegs. Auch ich, wenn ich zum Feierabend wieder von Maalot zurückfahre … Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich auf der Rückfahrt. Was wäre, wenn …?
Gegen 18 Uhr dann eine Meldung der Behörden: Nasrallah wird eine Rede halten. Bitte bleibt in Schutzraumnähe und vermeidet nicht dringend nötige Fahrten. Kommt jetzt der groß angekündigte Vergeltungsschlag aus Libanon, Iran, Jemen?
Die WarnApp vibriert – »nur« die Gegend von Kiriat Shmona, nicht bei uns. Nach zwei Stunden kommt Entwarnung: ihr könnt wieder zum normalen Alltag übergehen. Und der 40-Jährige im Krankenhaus? Lebt er noch?
Als ich nach einem Spaziergang durch den ruhigen Ort im Bett liege, noch einmal der Gedanke: was wäre, wenn …?
Wir sind dankbar für:
- Bewahrung
- Unsere Aufgaben, die Alltag möglich machen
- Äußere Ruhe, in der wir die meiste Zeit leben
- Freunde, die nachfragen und mitbeten
Wir bitten für:
- Bewahrung
- Vollständige Genesung der Verletzten
- Innere Ruhe für die Traumatisierten