Hier vor Ort sind die letzten Tage etwas »ruhiger« – Zeit, um die Gedanken etwas zu sortieren. Heute möchten wir euch dazu einen Einblick geben:
Wir warten – und wissen nicht, auf was. Dass der Albtraum ein Ende hat? – Laut offiziellen Meldungen wird der Krieg lang und schwer sein … Dass im Libanon eine zweite Front eröffnet wird? Oder schon ist?
Nach der letzten Woche, in der wir sehr beschäftigt waren, unser Haus in den Krisenmodus zu versetzen, ist jetzt auf einmal alles ruhig. Die Schutzräume sind vorbereitet, Vorräte eingekauft, die Sicht zum Strand frei und … – NICHTS.
An das Dröhnen der Flugzeuge und gelegentliche Detonationen haben wir uns gewöhnt – heißt das »Alltag im Schatten des Krieges«? Wie weit dürfen wir uns dann von den Schutzräumen entfernen? Und wie lange? Dürfen wir mal wieder an den Strand? Dürfen wir den Ort verlassen?
Bei einem kurzen »Ausflug« in einen nahegelegenen Laden erreichte uns während des Bezahlens Raketenalarm. Schnell folgten wir allen anderen Kunden und Mitarbeitern in den dortigen Schutzraum. Adrenalin auf Höchststand. Eine Frau schrie panisch: »Meine Kinder sind allein daheim!«, andere wirkten beruhigend auf sie ein.
Nach kurzer Zeit durften wir wieder raus – zurück an die Kasse, Ware bezahlen und dann so schnell wie möglich ins Auto und zurück in unseren mit Sandsäcken und Einfahrtskontrollen geschützten Ort.
Also doch besser daheimbleiben? Und dann? Weiter warten? Womit beschäftigen, wenn alle Alltagsaufgaben in Küche, Hauswirtschaft und Garten erledigt sind? Nachrichten, Posts und Diskussionsrunden sind nur Erklärungsversuche. Die Fragen nach dem nächsten Tag, nach dem Zeitpunkt des Kriegsendes und dem, was danach kommt, können sie nicht beantworten. Alle sind rastlos und zugleich auch sehr müde.
Dürfen wir im Garten die Sonne genießen, während nur wenige Kilometer entfernt so viele kämpfen? Dürfen wir lachen und singen, während so viele trauern? Dürfen wir uns über langsames Internet beschweren, während Tausende Flüchtlinge im eigenen Land sind und nicht mal Unterwäsche zum Wechseln haben? Dürfen wir sagen, dass es uns gut geht, wenn besorgte Freunde aus Deutschland anrufen? Oder beten sie dann nicht mehr für uns?
Andererseits – was hilft es, wenn wir uns weinend im Schutzraum verkriechen? Jeder Alarm ist wie eine Rechtfertigung unseres Krisenmodus und verschafft dadurch irgendwie auch Erleichterung – wirkt als Ventil für alle Anspannung.
Die Welt wird sich bald wieder um ihre Angelegenheiten kümmern, Ermutigungsnachrichten und -gebete werden weniger werden. Was bleibt dann zurück? Wer bleibt an der Seite Israels, wenn sich alle an die Schreckensbilder gewöhnt haben und die anfängliche Schockstarre weicht?
Danke für eure treue Unterstützung im Gebet. Wir sind von ganzem Herzen dankbar, dass wir den »Luxus« haben, in dieser Zeit, in Israel, diese Fragen zu stellen. Danke, wenn ihr weiter mit uns im Gebet verbunden bleibt.
Wir beten für:
- Die Witwe in unserer Nachbarschaft mit ihren beiden kleinen Söhnen.
- Alle Soldaten und Sicherheitsleute, v.a. auch die, die uns persönlich bekannt sind.
- Eine Deeskalation an der Nordgrenze zum Libanon und der Hisbollah.
- Die laut heutiger Veröffentlichung 203 entführen Israelis, die in den Händen der Hamas sind, darunter auch Frauen und kleine Kinder.
- Alle trauernden Familien.
- Die Entscheidungsträger in Militär und Politik.