Holocaustüberlebender aus Reutlingen berichtet am 27.1. von seinem Schicksal
Als vierjähriges Kind kam Pavel Hoffmann ins KZ Theresienstadt. 1939 als Sohn eines jüdischen Ärzte-Ehepaares in Prag geboren, wurde sein Vater bereits 1942 bei einer Racheaktion der Wehrmacht hingerichtet, nachdem ein Attentat auf den SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich verübt worden war. Nachdem schon andere Verwandte nach Auschwitz deportiert worden waren, wurde der kleine Pavel zusammen mit seiner Mutter nach Theresienstadt ins Konzentrationslager gebracht.
Am 5. Februar 1945 war der sogenannte »Schweizer Transport« Hoffmanns Rettung: Die Niederlage der Deutschen vor Augen, versuchte Heinrich Himmler durch die Befreiung von Juden mögliche Strafen für seine Schuld am Holocaust zu mildern. Bei Treffen mit dem Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy – unter anderem in Bad Wildbad – versprach er die Überführung von Juden aus den Konzentrationslagern an die Schweizer Grenze. Es blieb bei einem einzigen Transport, mit dem Pavel Hoffmann zusammen mit 1200 weiteren Juden nach St. Gallen kam. Adolf Hitler untersagte weitere Aktionen und forderte die Hinrichtung der deutschen Fluchthelfer.
Als einziger seiner Familie hat Hoffmann den Holocaust überlebt. In der Schweiz kümmerte sich ein tschechisches Ehepaar um ihn und nahm ihn zurück nach Prag. Dort ging er zur Schule und studierte anschließend Nachrichtentechnik. Seit 1971 lebt er ihn Reutlingen, wo er lange Zeit als Dozent und Entwicklungsleiter an der Fachhochschule arbeitete. Seit seiner Pension 1999 ist er verstärkt in Schulen und auf Veranstaltungen unterwegs, um als Zeitzeuge über sein Schicksal zu sprechen. Ein wichtiges Anliegen ist ihm auch, gegen den weltweit stark anwachsenden Antisemitismus zu kämpfen.
Pavel Hoffmann ist verheiratet, hat zwei Kinder, vier Enkel und eine Urenkelin.
Am 27. Januar, dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts, laden Zedakah e.V. und die Stadt Bad Liebenzell gemeinsam zu einem Vortragsabend im Kurhaus ein: Hier wird Pavel Hoffmann von seinem (Über-)Leben berichten. Einlass ist ab 19 Uhr, der Lebensbericht beginnt um 19.30 Uhr. Zedakah e.V. unterstützt Holocaust-Überlebende in Israel durch eine Freizeitanlage am Mittelmeer sowie ein Altenpflegeheim in der Nähe der libanesischen Grenze. Die Zentrale ist in Maisenbach-Zainen.
Schuldekan Thorsten Trautwein wird ebenfalls am Abend das von Zedakah mitinitiierte Projekt »Papierblatt – Holocaustüberlebende berichten« vorstellen, mit dem viele Zeitzeugenberichte in einem Online-Videoarchiv festgehalten werden. Dieses Projekt soll unter anderem dazu dienen, im Geschichts- und Religionsunterricht Unterrichtsinhalte zu vertiefen sowie dem Vergessen und neu aufkeimendem Antisemitismus vorzubeugen.