21 Bäume zum Gedenken an Urija

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Urija wäre am 31. August 21 Jahre alt geworden. Er starb am 17. Dezember nach einer schweren Verletzung beim Einsatz im Gazastreifen. In Israel gehört es zur Gedenkkultur, als Symbol neuen Lebens Bäume zu pflanzen.

Gideon Bayer, der Vater von Urija, berichtet von einer bewegenden Aktion: Am Freitag, 13. September wurden wir auf dem Golan zu einem Platz eingeladen, der Ein Keshatot heißt. Dies ist eine archäologische Stätte aus der Talmud-Zeit (es gab bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts eine jüdische Besiedlung) mit einer restaurierten Synagoge.

Ein Teil des Geländes wurde bei dem großen Raketenangriff auf den Golan vor etwa anderthalb Monaten niedergebrannt. Das Feuer wurde von Bewohnern des nahegelegenen Dorfes »Natur« gelöscht. Einer der Bewohner, der beim Löschen des Feuers half, heißt Simcha (»Freude«). Er hatte die Idee, dort zum Gedenken an Urija neue Bäume zu pflanzen!

Wir haben nun tatsächlich 21 Bäume zum Gedenken an Urija in Ein Keshatot gepflanzt, nicht weit von der alten Synagoge entfernt und mit einem wunderschönen Blick auf das Tal bis zum See Genezareth. Aus Jesaja 61 lasen wir: »… zu trösten alle Trauernden zu Zion, … dass sie genannt werden ›Bäume der Gerechtigkeit‹, ›Pflanzung des HERRN‹, ihm zum Preise. … Sie werden die verwüsteten Städte erneuern, die von Geschlecht zu Geschlecht zerstört gelegen haben.« – Genau dies geschah an der Stelle, wo die Synagoge rekonstruiert wurde.

Es war sehr bewegend für uns, gerade an diesem Platz Bäume zu pflanzen zum Gedenken an unseren Sohn.

Hanna Scheifler (Mitarbeiterin und Gärtnerin) ergänzt: Alles ist ruhig und friedlich, eine alte Synagoge, mehrere Quellen und ein wunderschöner Blick auf den See Genezareth. Würde man die verbrannten Bäume und die breiten Ascheschneisen nicht sehen, könnte man sich kaum vorstellen, dass ein Raketeneinschlag hier ein verheerendes Feuer entfacht hat. An anderen Orten im Norden sieht es noch viel schlimmer aus.

Auf den ersten Blick sieht es trostlos aus, aber man erkennt durch die Asche bereits erste grüne Zweige. Aus den
verkohlten Baumstämmen sprießen frische Äste. Die Rakete und der Brand haben viel zerstört, aber Gottes Segen
lässt sich dadurch nicht aufhalten!

Die Bäume dürfen wir nun in diesen fruchtbaren Boden einpflanzen und Gott darüber wachen lassen. Zum Gedenken an einen deutschen Christen stehen nun 21 Bäume neben einer 2000 Jahren alten Synagoge. Ich freue mich, nächstes Jahr wieder nach Ein Keshatot zu fahren, um zu sehen, wie die Bäume gewachsen sind. Sie erinnern nun an Urija, den ich 2019 kennengelernt habe.

Auch Michelle Kaufmann erkennt in Ein Keshatot die Gnade Gottes: Die harten Lebensbedingungen – Hitze, sehr lange Trockenperioden und steiniger Boden – machen jeden Baum besonders: Auch wenn sie durchschnittlich kleiner sind, weisen sie häufig ein stattliches Alter auf. Doch das Feuer schlug gnadenlos zu.

Aber was für ein Wunder: Durch das viele Wasser bei der Löschaktion ist es grün geworden. Faszinierend fand ich den Austrieb der Bäume. Simcha, der selbst bei der Löschaktion dabei war, war sich bei einer Eiche sicher – die ist tot! Heute, nach wenigen Wochen, steht sie da mit etwa 30 Zentimetern Neuaustrieb von Zweigen und Ästen. Auch wenn der Baum offensichtlich sehr gelitten hat: Er lebt. Was für eine Gnade!

Ich habe gestaunt, wie Gott alle Grundlagen für neues Leben gelegt hat und die Kraft in solchen Extremzeiten schenkt: »Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals kahl gefressen werden, doch wie bei einer Terebinthe oder Eiche, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.« (Jesaja 6,13)

Die Bäume, die nun für Urija gepflanzt sind, haben die gleichen harten Bedingungen und kein leichtes Leben. Ein weiterer Brand ist nicht ausgeschlossen, besonders jetzt im Krieg. Für mich war dieser Freitag ein Zeichen von Glauben, Vertrauen und Weitermachen. Nur Bäume, die in solchen Bedingungen gereift sind, können ihnen auch standhalten.

Und ich habe Hoffnung, auch auf bessere Lebensbedingungen: »Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. 2 Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unsres Gottes.« (Jesaja 35,1–23)